Big Game in Florida

Eigentlich ein ehemaliger SPOFI Jungfischer

Wind, Strömung und Wellen sind die Herausforderung heute auf dem Golf von Mexico. Soeben hat Bernard Luth, SPOFI Aktivmitglied, einen Bonito vom Haken gelöst und schonend zurückgesetzt. Dann plötzlich der knallharte Biss auf den geschleppten Wobbler. Die Rolle kreischt und die armdicke Spule leert sich in rasendem Tempo. «Stell die Bremse etwas härter und setz den Anschlag!» Die Anweisungen vom lokalen Fishing Guide kommen klar – und in sympathischem Bündner Dialekt. Prisco Janett versteht sein Handwerk und hilft Bernard beim Einstellen der Gerätschaft.Vor rund zwanzig Jahren war das umgekehrt. Da hat Bernhard den kleinen Prisco jeden Sommer in seinem Boot mit zum Angeln auf den Zürisee genommen. Hat ihm gezeigt, mit welchen Ködern man die Egli rund ums Horn überlistet und so dem Jungfischer ein Virus eingepflanzt, das dieser vermutlich sein Leben lang nicht mehr los werden wird. Damals durften im Bündnerland Jungs und Mädels erst ab 16 angeln, und so war die alljährliche Angelwoche mit Bernhard ein Highlight in Priscos Teenagerleben. Als einmal beim Schleiken ein kapitaler Hecht just auf den Löffel biss, den er von einem alten Fischer geschenkt bekommen hatte, war es um den SPOFI «Gast-Jungfischer» endgültig geschehen. Prisco starrte auf den wunderschön gezeichneten Esox und wusste: «Das ist mein Leben!»

Freunde in Amerika

«Warte, bis er müde wird!», rät Prisco ruhig. Bernhard stehen die Schweissperlen auf der Stirn, die Unterarme sind schmerzhaft angeschwollen. «Das muss was Grosses sein!», keucht er. Die schwere Hochseerute krümmt sich beängstigend. Noch immer zieht der Fisch Schnur von der Rolle. «Bleib dran, du schaffst das!,» meint der Angelguide aus dem Bündnerland anerkennend.
Florida hat Prisco mit seinen Eltern zusammen entdeckt. Diese arbeiteten im Bündnerland als Skilehrer und seit Prisco siebzehn war, besuchte die Familie fast jeden Sommer einen ihrer Skischüler in den Staaten. Dort haben die amerikanischen Kollegen Prisco ins Hochseefischen eingeführt, ihm die geheimen Spots gezeigt und gelehrt, wie man ein Motorboot durch Strömung und Wellen steuert.
Zuhause in Savognin hatte Prisco mittlerweile nicht nur den Angelschein gemacht, sondern auch die Jägerprüfung bestanden. Fischen und Jagen – das war sein Leben.

Ein Spitalaufenthalt hat sein Leben verändert

Bis vor drei Jahren hatte Prisco neben dem Jagen und Angeln ein ganz normales Arbeitsleben: Er verkaufte Versicherungen und war im Gemeinderat von Savognin. Doch dann: Ein längerer Spitalaufenthalt wegen einem hartnäckigen Lungeninfekt. Und während seine Lunge sich erholte, breitete sich ein anderes Virus aus in ihm: Fischen und Jagen – als Lebensinhalt. «Im Spitalbett realisierte ich, dass ich mit meinem aktuellen Leben nicht glücklich werden würde», erzählt Prisco nachdenklich, «ich war bereit, alles auf eine Karte zu setzen.» Er investierte seine Ersparnisse in ein Haus in Florida. Seine Ferienkumpels halfen ihm beim Renovieren und der Grundstein für Priscos neue Zukunft war gelegt. «Ich hatte keine Ahnung, ob das gutgehen würde», so Prisco, «aber tief in mir spürte ich: Das ist es, wovon ich immer geträumt habe!»

Ein Leben wie ein Zugvogel

Heute führt Prisco zwei Leben: Den Winter verbringt er in der Schweiz und arbeitet in Engelberg bei den Bergbahnen. Sein Haus in Florida ist während dieser Zeit vermietet. Im Frühling packt er seine Sachen in der Schweiz zusammen und fliegt nach Niceville in Florida, wo er seine Gäste in seinem Haus verwöhnt und zum Angeln mit aufs Meer nimmt. Dort ist er Mitglied bei einer Boot-Sharing-Genossenschaft. «Wo immer ich angeln gehen will: Ich kann mir das zum geplanten Trip passende Boot ausleihen», schwärmt er, «mittelfristig möchte ich natürlich die Guidings mit einem eigenen Boot machen können.»

Die Erinnerungen bleiben

Und Bernhards riesen Fisch am Haken? «Plötzlich war er weg!», erzählt der erfahrene SPOFI Fischer. «Natürlich war ich enttäuscht. Aber so ist das Angeln nun mal.» Und nach einer kurzen Denkpause: «Ein bisschen war ich auch froh. Stell dir vor, da taucht ein riesen Hai aus der Tiefe auf. Er hat sich deine Königsmakrele geschnapp und hängt jetzt an DEINEM Haken. Ziemlich unheimlich, oder nicht?!»
Zwei Tage lang noch spürte Bernhard den Drill in seinen Unterarmen. Bis heute geblieben ist die Erinnerung: «Es ist ein unbeschreibliches Erlebnis, mit Prisco aufs Meer zu fahren und Jagd auf die grossen Fische zu machen», schwärmt Bernhard, «manchmal kommt es mir wie ein Traum vor: Eben erst sass der kleine Prisco als Jungfischer in meinem Boot und ich zeigte ihm, wie man einen Haken an die Schnur bindet. Und jetzt führt er Angelgäste aus aller Welt auf den Golf von Mexico.» Für Bernhard und seine Frau ist klar: «Wir reisen auch dieses Jahr wieder nach Florida. Hat man es einmal erlebt, will man es immer und immer wieder!»

Text: Steff Aellig
Bilder: Prisco Janett und Bernhard Luth

Wer mehr über Angelreisen zu Prisco nach Florida erfahren will, hier sein Flyer. Und hier geht es zu seiner Website.

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