Let’s call it a day!

Kein Fischertag ist wie der andere

Fischen heisst, sich auf das Unerwartete einstellen. Ich bin mit zwei SPOFI Jungfischern unterwegs. Im Felchenforum und auf den übrigen Info-Chats tönt es unisono: Rappibucht, rund um die Gubelsteine, dort soll das Fangvergnügen so richtig abgehen. Also los. Mit Herbis Sportboot brausen wir quer über den See zum verheissungsvollen «Hot Spot». Ein paar Böötli liegen schon vor Ort. Fleissig feumern sehe ich aber niemanden. Es laufe ziemlich harzig, heisst es da und dort.

Zack! Kaum ist der Anker auf dem Gund, hat Sandro Biss. Etwas neidisch schielen wir zu seinem «Starter Drill» rüber. An der Rutenkrümmung erkennt das geschulte Auge schnell: Das kann keine der erhofften Monsterfelchen sein. «Petri!», rufen wir, als die knapp mässige Silberlady im Feumer liegt. Der Tag scheint gut zu beginnen.
Doch dann sind die Signale auf dem Echolot wieder weg. Und kommen auch nicht zurück. Wir lichten den Anker und tuckern suchend zwischen den anderen Booten rund um die Gubelsteine. Hier ein paar Sicheln auf dem Bildschirm, dort eine unscheinbare Linie knapp über dem Grund. Teppichdick liegen die Felchen heute nicht rum.

«Die Hegene schneller ziehen», ruft mir Markus, der Felchenprofi rüber, «sie stehen heute auf mehr Action!» Und auf grosse Nymphen, wie es scheint. Marius und Markus («M&M»!) fischen mit 10er Haken, manchmal sogar mit 8er. Unfassbar. Doch soeben drillt Marius eines dieser Gubelstein-Monster, auf die auch wir es abgesehen haben. Eine 48er liegt im Feumer! Und später holt er noch eine 51er aus der Tiefe.

Auf unserem Boot punktet eindeutig Silvan. Er verwertet jeden der spärlichen und ganz feinen Bisse. Und verliert keinen einzigen Fisch im Drill. Am Ende des Tages liegen von ihm fünf schöne Felchen auf dem Eis.
Doch es ist noch nicht Ende des Tages! Denn jetzt klettert Liam zu uns aufs Boot. Liam ist der jüngste der SPOFI Jungfischer. Knapp sechs ist er erst, und will möglichst mit den grossen Jungfischern zusammen angeln. Papa Philipp ist SPOFI Jungfischerobmann und geniesst die Kinderpause auf seinem Schiff. Felchen sieht er keine auf dem Echolot, weil etwas mit der Stromversorgung auf seinem Boot nicht funktioniert.

Wir realisieren erst, dass etwas Unerwartetes am Laufen ist, als Liam wie wild am Kurbeln ist. Wenn eine dicke Teleskoprute, wie sie Liam in den Händen hält, so krumm ist, dann muss unten was Dickes dran zappeln. Gespannt blicken wir über den Bootsrand. Und trauen unseren Augen kaum, als wir endlich den Monster Egli an der Wasseroberfläche sehen. Und einen Haken weiter unten hängt noch eine kleine Schwale. Schnell ist klar, wie der Unterwasser-Krimi abgelaufen sein muss.

Für einen kurzen Moment bleibt die Welt stehen. Danach dreht sie sich einen kleinen Zacken schneller und intensiver. Papa Philipp platzt fast die Brust vor Stolz. Und wieder einmal passt der Satz von Philipps Vater, mit dem wir einen Fischertag abzuschliessen pflegen, egal, ob erfolgreich oder nicht: «Let’s call it a day!»

Text und Video: Steff Aellig

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